Sterben in Zeiten von Corona

[Ein Gastbeitrag von außerhalb der freiheitsfoo-Redaktion. Die Hervorhebungen stammen von uns.]

Die Corona-Steilvorlage

In Zeiten von Corona sind mittlerweile auch Demonstrationen einfach mal verboten. Überhaupt wird im Fall von Corona besonders anschaulich „demonstriert“, mit welcher enormen Dynamik und Geschwindigkeit sich in den neuen Medien heutzutage Angstkonstrukte aufblähen. Das ruft eine Politik auf den Plan, die zwar offenbar kein Konzept hat, aber um jeden Preis Handlungsfähigkeit demonstrieren will – vor allem indem Regierungen per Dekret in schneller Folge einen Eingriff in Freiheitsrechte auf den nächsten aufsattelt und sich dann auch noch bei diesem Unterfangen in einen gegenseitigen Überbietungswettstreit begeben. Ihr enormes Engagement zeigt sich infolge der gewählten Verbotsstrategie in möglichst martialischer Verfolgungsrhetorik gegen Abweichler und auf der anderen Seite im maximalen Verteilen von „Wohltaten“ zum Abfedern der Verbotsfolgen auf Kosten künftiger Generationen.

Diese Art von „Konzept“ ist so großartig, da sollten wir gar nicht erst bis zur nächsten Mutation eines Corona-Virusstammes warten, sondern in der vorgelegten Schlagzahl gleich mal fortsetzen. Da hätte ich auch spontan eine schöne Idee, die ich hier einmal kurz skizzieren möchte:

Angesichts von mehr als 3000 Verkehrstoten im vergangenen Jahr (kleine Anmerkung: historischer Tiefstand, aber was soll’s) sind einschneidende Maßnahmen gegen diesen Wahnsinn längst überfällig. Wir brauchen jetzt endlich einen weitestgehenden Shutdown! Die klare Forderung, ja Anweisung an die Menschen, zu Hause zu bleiben, das Auto stehen zu lassen und zu Fuß zu gehen oder bestenfalls ÖPNV zu nutzen. Und wenn das nicht auf „freiwilliger“ Basis erfolgt, dann bleiben einer verantwortungsvollen Regierung angesichts der vielen Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr nur massive Eingriffe in ein immer wieder gern, gleichwohl aber zu Unrecht reklamiertes Freiheitsrecht auf Geschwindigkeit und PS-Protzertum. Gefordert sind jetzt massive Beschränkungen für die Tieferlegungsindustrie. Von A wie AMG über Irmscher bis Z wie Zender braucht es jetzt Schließungen von Produktionsstätten und umfassende Veräußerungsverbote für PS-Schleudern. Wir brauchen sofort eine absolute PS-Obergrenzen für Kraftfahrzeuge im öffentlichen Verkehrsraum – und zwar auf niedrigstem Niveau, orientiert an Klassikern wie dem 2CV. Wir brauchen massive Beschränkungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von Kraftfahrzeugen auf 20 km/h innerorts und 40 km/h außerorts. Wir brauchen endlich massive Auftritte von Politiker*innen, die massenhafte Polizeiüberwachung mit drakonischen Strafen für Überschreitungen der Tempolimits vom ersten Kilometer an fordern und das notfalls auch unter Einsatz des Militärs durchsetzen wollen – es geht schließlich um Menschenleben. In Anbetracht der enormen Gefahren im Straßenverkehr, der Toten und Schwerverletzten müssen wir eine Berichterstattung gerade unserer öffentlich rechtlichen Sender fordern, die Meldungen von Ergebnissen sogenannter Formel 1 Rennen ab sofort unterlässt, über Internationale Automobilausstellungen absolutes Stillschweigen bewahrt und statt dessen jeden Tag vierundzwanzig Stunden über Tote und Verletzte im Straßenverkehr der letzten (sagen wir mal) 50 Jahre berichtet. Es muss jetzt darum gehen, der Bevölkerung die Schrecken des Kraftfahrzeugverkehrs einprägsam vor Augen zu führen. Wir dürfen hier keine Zeit verlieren. Die längst vorhandenen technischen Möglichkeiten zum Auslesen von Geschwindigkeiten in den bordeigenen Systemen von Kraftfahrzeugen müssen dem Staat bei jedem Anfangsverdacht, dass Tempogrenzen überschritten worden sind, zur Überwachung und Ahndung jetzt erlaubt sein. Notfalls müssen Bewegungssensoren von Smartphones vom Staat für Zwecke der Ahndung von Geschwindigkeitsübertretungen ausgelesen werden dürfen. Wir brauchen endlich Haftstrafen und soziale Isolierung von Wiederholungstätern bei Geschwindigkeitsverstößen. Wir dürfen als Gesellschaft asoziale Raserei und deren Folgen, diese vermeidbaren Toten und Verletzten nicht länger einfach hinnehmen!

Und wenn ich hier noch etwas mehr Raum und Zeit zur Verfügung hätte, würden mir sicher noch ein paar mehr Forderungen, Verbote und mögliche Strafen einfallen. Jetzt heißt es aber vor allem erst einmal weitermachen im Corona-Modus. Jetzt gilt es, die Corona-Steilvorlage auf breiter Front zu nutzen. Die Rettung von Menschenleben liegt zum Greifen nah!

In diesen schweren Zeiten scheint ein kritischer Umgang mit Meldungen und Nachrichten nur noch deutlich eingeschränkt oder vielfach auch gar nicht mehr möglich zu sein. Von daher ist der Verfasser der Ideen zur Corona-Steilvorlage ein wenig in Sorge, dass hier das Stilmittel der Satire vielleicht schon nicht mehr erkannt wird. Vor diesem Hintergrund hat er einige ergänzende Betrachtungen zu Sterberaten in Zeiten von Corona angestellt, die am 30.03.2020 entstanden sind und mit einem satirischen Ansatz, man mag es bedauern, nun aber auch gar nichts mehr zu tun haben.

Die Sterbeziffer für Deutschland (offizielle EU-Statistikdaten) lag im Jahr 2018 bei 11,5 Tote pro 1000 Einwohner (die Zahl ist im betreffenden Statistikportal formell mit „vorläufig“ gekennzeichnet, weil nicht alle Meldungen vollständig verifiziert sind).

Bei einer aktuellen Bevölkerungszahl von rund 80 Millionen starben 2018 also etwa 920.000 Menschen in Deutschland. Aktuell werden nun Sterbefälle durch Herzinfarkte, Lungenentzündungen oder welche Krankheitsumstände und Krankheitsauslöser (vielleicht Krankenhauskeime?) auch immer relativ undifferenziert mit „Corona“ in Verbindung gebracht. Was diese Sterbefälle konkret mit Corona zu tun haben, egal ob eine Infektion im Einzelfall vorgelegen hat oder nicht, ist aber vollkommen offen.

Nimmt man die Todesrate von 2018 für einen durchschnittlichen Monatszeitraum, sterben pro Monat durchschnittlich 76.500 Menschen in Deutschland. Das entspricht rund 2500 Sterbefällen pro Tag. Es gibt also jeden Tag eine hohe Anzahl von Sterbefällen, die eben auch mit Corona in Verbindung gebracht werden kann. Gestern lautete die letzte Meldung: 455 Tote in Deutschland „durch Corona“. Einmal ganz unabhängig von der Frage, was „durch Corona“ verstorben nun genau bedeutet, sind in Deutschland in rund zwanzig Tagen „mit Corona“ anhand der Statistikdaten in etwa 50.000 Menschen gestorben. Diese Sterbezahlen auf das mögliche Infektionsgeschehen in der Bevölkerung bezogen, würde bedeuten, dass 0,91 Prozent der Bevölkerung mit Corona bereits infiziert sein könnten. Währenddessen bedeuten aktuell (gestern) 58.639 so genannte belegte Infektionen mit Corona auf rund 80.000000 einen Infektionsgrad von 0,07 Prozent in der Bevölkerung. Es steht also ganz offensichtlich wegen fehlender Kohortentests in der Bevölkerung den knapp 59.000 belegten Infektionen ein erhebliches Dunkelfeld gegenüber. Wir wissen also vor allem sehr wenig zum Problem Corona, zur Verbreitung, zur Frage seit wann das Virus in dieser Form auftritt und welche Folgen oder auch Nicht-Folgen es bislang hatte, aber wir üben uns schon mal in maximalen Einschränkungen des öffentlichen Lebens.

Allemal erscheinen mir weniger als ein Prozent gezählte Tote „durch Corona“ (remember: niemand stirbt „durch das Virus“, Menschen sterben an Lungenembolien, Herzinfarkten und vielem mehr – Corona ist offenbar lediglich eine zusätzliche Zuschreibung im Sterbefall) im Verhältnis zur gesamten Sterberate im hier beleuchteten Zeitraum als nicht sonderlich herausragend bedenklich! Dabei geht es natürlich ausdrücklich nicht darum, etwa gar nichts zu tun, aber in einen politischen Überbietungswettstreit in Sachen Einschränkung von Bürger- und Freiheitsrechten einzutreten erscheint mir doch in hohem Maße fraglich.

Der Verfasser ist weder Arzt noch Virologe – aber der Auffassung, dass man sich auch in scheinbar schweren Zeiten ein kritisches Bewusstsein bewahren und kritische Fragen stellen sollte.

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