„Korrigieren“ statt „lügen“: Chronik der Intransparenz zu Fragen der Übungsaktivitäten der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsens in Hannover

Der einst nach Berlin entliehene (umstrittene) Polizeipanzerwagen „SW4“ Ende April 2019 auf dem Weg zu einer vermeintlichen Übung zum bevorstehenden 1. Mai-Feiertag (in Hamburg?) mit aufmontiertem G8-Maschinengewehr.

Im Nordosten Hannovers steht eine abbruchreife, in den NS-Zeiten errichtete Bundeswehr-Kaserne. Dort übt die Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen (ZPD) mit Bereitschaftspolizisten, Wasserwerfern und Polizeipanzerwagen u.a. ihren Umgang mit Demonstrationen und Demonstranten.

Unsere Presseanfrage zu diesem Komplex wurde zunächst ausgesessen, dann mit einer unrichtigen Antwort abzuweisen versucht und schließlich mit einer prinzipiellen Nicht-Beantwortung gekrönt.

Eine Chronik:

  • Am 16.5.2019 stellen wir der Zentralen Polizeidirektion fünf Fragen zur Nutzung der ehemaligen „Freiherr-von-Fritsch-Kaserne“ (Werner von Fritsch war NS-General und Antisemit) an der „General-Wever-Straße (Walther Wever war General der NS-Luftwaffe) durch eigene Kräfte und Material.
  • Nach fast sieben Wochen (!) – am 3.7.2019 und erst nach nochmaligem Nachhaken – erhalten wir die knappe Antwort: „Nach Rücksprache mit unserer Behörde wird die angefragte Liegenschaft durch die Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen nicht genutzt.“
  • Ein WaWe10000 der ZPD auf dem Weg zum Kasernengelände.

    Wir fragen noch am gleichen Tag nach, warum dann Polizisten, Wasserwerfer und Polizeipanzerwagen der ZPD auf dieses Gelände fahren und dort augenscheinlich Übungen abhalten. Und wie die Fernsehberichte zu diesen Übungen auf diesem Gelände zu erklären sind.

  • Die ZPD gibt eine Woche später zu, dass sie ihre erste Antwort „korrigieren“ müsse: „Vereinzelt und aus gegebenen Anlass“ nutze die ZPD das Gelände nun doch zu Übungszwecken. Weitere Auskunft möchte die ZPD aber nicht erteilen. „Aus einsatztaktischen Gründen.“ Und man bittet uns „um Verständnis“, dass man nicht weiter ins Detail gehen könne.

Soweit die Chronik der „Korrekturen“ und des Mauerns.

Das alte Kasernengelände soll abgerissen werden und mit Wohnungen und Geschäften bebaut werden. So die aktuell öffentlich gewordenen diskutierten Pläne.

Juni 2019: Die ZPD übt auf dem Kasernengelände mit Wasserwerfern.

Uns liegen Informationen vor, wonach die ZPD davon unabhängig gegenwärtig immer noch das Gelände nutzt, um Einsatzszenarien im Zuge von Einsätzen der Bereitschaftspolizei bei Demonstrationen durchzuspielen und einzuüben. Genaue Zahlen können wir zwar nicht belegen, aber wir gehen davon aus, dass das im Schnitt mehrfach pro Monat der Fall ist.

Unabhängig von der Frage, welche Absichten hinter der massenhaften Anschaffung von nicht zufällig martialisch und einschüchternd wirkenden WaWe10000-Wasserwerfern und anderen militaristisch anmutenden Polizeigerät stecken mag darf sich die Polizei nicht verstecken und schweigsam geben, wenn es um die Frage geht, wie sie solches Material an den Menschen und Bürgern einsetzen will. Dass uns die ZPD nach siebenwöchigen Hinhalten zunächst sogar blank angelogen hat, das geht schon gar nicht.

Die Polizei ist kein Geheimdienst und keine Kriegsarmee, auch wenn manche Kräfte in Polizei und Parteipolitik den Weg genau dorthin befürworten und z.B. mittels der neuen Polizeigesetze faktisch einschlagen. Wenn die Polizei in ihren Plänen zum Umgang mit kritischen Bürgern Verschwiegenheit demonstriert, dann zerstört sie damit Vertrauen anstelle Vertrauen aufzubauen.

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