Beim Fußballspiel FC St. Pauli gegen Hannover 96 vom 10.11.2023 kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen der im Stadion eingesetzten Hamburger Polizei und Hannoveraner Fußballfans. Über den genauen Hergang und die Bewertung des polizeilichen Handelns gibt es Streit.
Ein NDR-Beitrag vom 28.11.2023 berichtet über die Spannungen zwischen Polizei und Fußballfans anhand dieses und anderer Vorfälle.
In dem Beitrag kommt auch Thomas Jungfer, der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft in Hamburg (DPolG) zu Wort. Auf die Kritik eines Fanvertreters, die Eskalation hätte vermieden werden können, wenn die Polizei nicht den konfrontativen Weg gewählt hätte, gewaltsam in den Block der Hannoverschen Fußballfans einzudringen antwortet der Polizeigewerkschaftler:
„Hinterher wird immer gerne post-mortale Klugscheißerei betrieben. Hinterher weiß es jeder besser.“
Dazu haben wir Herrn Jungfer eine Presseanfrage gestellt und um eine Erläuterung gebeten, welche Bedeutung das Adjektiv „post-mortal“ in diesem Zusammenhang besitzt.
Leider ist Herr Jungfer nicht bereit gewesen, uns dazu eine Antwort zu geben.
Letztenendes disqualifiert sich der Polizeigewerkschaftler mit seiner ausfälligen und unsachlichen Kommentierung selber. Als öffentlicher Vertreter der Polizeibehörde sollten nüchterne und die angespannte Situation nicht weiter anheizende Äußerungen eine Selbstverständlichkeit sein.
Und das, wo die Niedersächsische Innenministerin sich mehr und mehr als Hardlinerin herausstellt und zuletzt im nicht erst seit Wochen oder Monaten schwelenden Konflikt zwischen Fußballfanszene, Fußball-Kommerz-Betreibern und Innenpolitikern auf Law-and-Order setzt.
Dem vorausgegangen war ein Treffen der SPD-Innenministerin mit Chef und Chefin der beiden Fußballvereine Hannover 96 und Eintracht Braunschweig. Vertreter der Fanszene waren zu diesem „Fußballgipfel“ nicht eingeladen …
Anstelle sich über „post-mortale Klugscheißerei“ zu beschweren wäre dem Polizeifunktionär zu wünschen sich über pränatale Deeskalationsstrategien Gedanken zu machen. Stattdessen schraubt man weiter an der Eskalationsspirale. Ein Ende dieser aussichtslosen Verhaltensweise ist nicht in Sicht und Fußballspiele erinnern in diesen Tagen hinsichtlich der polizeilichen Aus- und Aufrüstung eher an einen Castor-Transport nach Gorleben denn an eine sportliche Auseinandersetzung.
Dass Fußballspiele polizeifrei sein können scheint vielen aus der Kaste der „Sicherheitsbehörden“ derzeit undenkbar.