Die Berliner Konferenz „re:publica“ von und für netzbegeisterte Menschen ist seit ihrem Entstehen 2007 enorm gewachsen, wenn dabei auch nicht unumstritten. So gibt es seit einigen Jahren so genannte „Gold-Sponsors“ oder „Hauptpartner“, in 2016 zum Beispiel drei an der Zahl: Microsoft, IBM und Daimler. Dass diese Konzerne nicht ohne guten Grund Gelder in die re:publica-Konferenz stecken ist selbstredend. Dahinter steckt wohlüberlegtes Kalkül.
Doch in welchem Umfang fließen Gelder, was sind die konkreten Gegenleistungen der re:publica-Macher dafür und in welchem Maße nehmen die Konzerne Einfluss auf Gestaltung, Inhalt und Verlauf der Konferenz?
Beispiel Daimler
Die Aktiengesellschaft präsentiert sich selber gerne als „Hauptsponsor“ der re:publica – man präsentiere sich auf der zehnten Ausgabe der Veranstaltung bereits zum fünften mal. In der Selbstdarstellung von Daimler zur diesjährigen Veranstaltung konstruiert man recht sinnentleert und zusammenhanglos eine „Vereinigung“ zwischen dem Konzern und den Kongress-Besuchern:
„Keine andere Sache steht bei Kunst, Kultur und Mobilität so sehr im Mittelpunkt wie die Auseinandersetzung des Menschen mit seinen Sinneserlebnissen. Als verbindendes Element spannen sie den Bogen zu den Themen an der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik, die alle re:publica-PartnerInnen und TeilnehmerInnen miteinander vereinen.“
Anfang April 2016 haben wir den Daimler-Konzernchef Zetsche auf der Hauptversammlung der AG mit der Frage nach dem Umfang der Unterstützung der re:publica und Einflussnahme konfrontiert – die Antwort der Konzernlenker fiel karg und zurückhaltend aus: Man solle sich dazu wegen der gegenüber den re:publica-Verantwortlichen versprochenen Vertraulichkeit besser bitte direkt an die Veranstalter wenden.
Unsere daraufhin ausgelöste Anfrage an die re:publica-Orga wurde von einer Presseansprechpartnerin zunächst vertröstet, dann vergessen und blieb schließlich – nach insgesamt sieben Nachfragen von uns und nach zwei Monaten Geduld – gänzlich unbeantwortet. Man wollte uns schließlich noch nicht einmal schriftlich mitteilen, dass, geschweige denn warum man unsere Fragen nicht beantworten wolle sondern antwortet uns seither überhaupt gar nicht mehr.
Was bedeutet das?
Es bleibt im Unklaren, welchen Einfluss die Daimler AG und andere Konzerne auf die re:publica erhalten oder nehmen. Fest steht, dass Daimler eigene „Talks“ in das Vortragsprogramm einfügt, dazu eigene Mitarbeiter mit „Bilderbuchkarrieren“ zur Konferenz nach Berlin schickt und sich an mehreren Stellen des Kongressgeländes offenbar in bedeutender Weise präsentiert.
Haben wir ungeschickt, zu unhöflich oder unsachlich nachgefragt oder einfach zu viel von den Konferenz-Gestaltern erwartet, die mitunter öffentlichkeitswirksam für Offenheit und Transparenz werben?
Wir haben die gesamte Kommunikation von uns mit den re:publica-Machern online gestellt – jede(r) kann sich damit ein eigenes Bild machen und sich eine eigene Meinung bilden:
https://wiki.freiheitsfoo.de/pmwiki.php?n=Main.Republica-und-Daimler