Kommentar: Elon Musk outet sich als Nazi, die Polizei Hannover als hinterher rennende Möchtegern-Cool-Behörde. Zeit für eine Ende staatlicher Unterstützung so genannter „sozialer“ Medien.

Am 20.12.2024 twitterte der Multimilliardär und Donald-Trump-Busenfreund Elon Musk und Besitzer von „X“, Tesla, SpaceX etc.:

„Only the AfD can save Germany“.

Unabhängig von der Frage, was Herr Musk damit meint, dass „Deutschland gerettet werden muss“ müsste nun auch den letzten Ignoranten klar sein, welche rechte und faschistische Gesinnung Elon Musk hat.

Herr Musks „X“, das ehemalige „Twitter“ ist – auch das ist nicht neu – kein unabhängiges oder neutrales, transparentes Informations- oder Kommunikationsmedium sondern – wie andere „Social Media“-Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok, Twitch etc. auch – ein Unternehmen, das nicht nur die Daten seiner Nutzer*innen heimlich und undurchschaubar ausbeutet sondern zudem deren Zugang zu Informationen fernsteuert und lenkt. Ebenso heimlich.

Seit vielen vielen Jahren warnen Persönlichkeitsrechtler die Behörden davor, auf diesen Trend aufzusitzen – bislang vergebens und ausgelacht:
Parteien, Parteipolitiker, Ministerien, Polizeien, Geheimdienste und andere Behörden bis hin zum Bundesverfassungsgericht waren und sind kurzsichtig genug und beteiligen sich mit eigenen Auftritten und Nutzerkonten an diesem Trend. Und stärken damit die Plattformen, untermauern deren Wichtigkeit, füttern die Serverfarmen mit wertvollen Daten und Metadaten. Letztlich verdingen sie sich damit auch als Lockvögel für weitere Menschen, sich auf diesen Datenplattformen zu tummeln.

Nur allmählich scheint es einzelnen parteipolitischen Akteuren zu dämmern, wohin diese Entwicklung längst geführt hat: Der unbeherrschbare Einfluß der Plattformen (und der hinter ihnen stehenden Menschen und Konzerne) auf die Entwicklung der Persönlichkeiten ganzer Generationen von Menschen. Die einseitige und gelenkte Filterung von Informationen, die bis dato mittels Manifestierung von Fakenews und Desinformation zu einem ungeahnten Zerfall von bisher als stabil und gesichert geglaubten Standards an menschlicher Bildung, gesellschaftlicher Aufklärung und Humanismus geführt hat.

Spätestens jetzt wäre eine Umkehr notwendig. Doch davon weitgehend keine Spur.

Aus einer Deutschlandfunk-Nachricht vom 30.12.2024:

„Die Bundesregierung erwägt trotz der zunehmenden Kritik an US-Unternehmer Elon Musk vorerst keinen Rückzug von dessen Internet-Plattform X. Regierungssprecherin Hoffmann sagte auf Nachfrage, man sehe mit Sorge, was bei X passiere, überlege aber auch, was geschehe, wenn man Nutzer dort nicht mehr erreiche. In der Abwägung komme man momentan zu dem Schluss, dass es richtig sei, auf der Plattform präsent zu sein.“

(Hintergrund hierzu: Herr Musk meinte sich via eines eigenen Kommentarblocks in der „BILD“ „WELT“ in die deutsche Politik einmischen zu können, war sich in den letzten Tagen auch nicht zu schade, deutsche Politiker mit üblen Schimpfwörtern zu überziehen.)

Im Gegenteil brüstete sich die Polizeidirektion Hannover vor kurzem sogar damit, nun als erste Polizeibehörde Deutschlands auch noch mittels vier „Twitch-Officers“ auf ebendieser Kommunikations-Plattform präsent zu sein. (Zocken die eigentlich in ihrer Dienstzeit?) Auszüge aus der Pressemitteilung der Polizei vom 11.12.2024:

„Zur Erhöhung ihrer Präsenz im digitalen Raum geht die Polizeidirektion (PD) Hannover ab dieser Woche komplett neue Wege: Als erste Polizeibehörde Deutschlands hat sie einen eigenen Kanal auf der führenden Streaming-Plattform „Twitch“ ins Leben gerufen. (…) Mit dem außergewöhnlichen Schritt erreicht die Polizei Hannover eine deutlich jüngere Altersgruppe und kann mit den Userinnen und Usern in lockerer Atmosphäre auf Augenhöhe kommunizieren. (…) Bislang ist die Polizeidirektion Hannover im Internet auf den Plattformen „Facebook“, „Instagram“, „X“ und „LinkedIn“ präsent. (…) Unter anderem mit dem Live-Gaming vom Fußball-Klassiker „EA Sports FC 2025“, aber auch mit den Titeln „Minecraft“, dem witzigen Battle-Royal-Game „Fall Guys“, dem Racing-Spiel „The Crew Motorfest“ oder auch den kooperativen Titeln „Overcooked“ und „Chained together“ wollen die fünf nebenamtlichen Twitch-Officer „Janni“, „Jo“, „Sini“, „Stevie“ und „Taski“ ab Freitag mehrere Stunden pro Woche mit der Community in Kontakt treten. (…) Beim Gaming, aber auch bei sogenannten Just-Chatting-Sessions will die Polizeidirektion auf Twitch für eine deutlich jüngere Zielgruppe niedrigschwellig ansprechbar sein. (…) Doch nicht nur Strafverfolgung und Prävention ist das Ziel der neuen Aktivitäten: „Die Präsenz bei Twitch ist auch hervorragend für die Nachwuchsgewinnung geeignet“, sagt Thorsten Massinger. Denn wer hier streamt, wirkt alles andere als verstaubt, sondern ziemlich cool.“

Die Polizei möchte also nicht so gerne als „angestaubt“ erscheinen. Lieber „cool“. Aber muss eine Behörde cool sein, um ihre Aufgabe zu erfüllen? Oder unterminiert sie mit dieser „Coolness“ nicht die Nüchternheit und Sachlichkeit, die die Polizei eigentlich an den Tag legen sollte?

Fundierter und tiefergehender als das in diesem Kommentar losgelassene hat die CILIP das schon alles in den letzten Jahren ausführlich dargelegt, wenn sie von der „scheinbaren Banalität“ der polizeilichen Alltagskommunikation auf Twitter/“X“ schreibt (August 2022) oder in „Blaue Gefühlswelten“ Emotion und Affekt in der digitalen Polizeiarbeit analysiert (März 2022). Lesenswert!

Ach ja – zum Schluß noch einmal zurück zur Polizei Hannover. In Ihrer Pressemitteilung schreibt die auch das noch:

„Schließlich nutzen rund 95 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren das Internet, 79 Prozent sogar täglich. Bei den 14- bis 49-Jährigen liegt die Quote seit 2012 sogar konstant bei 100 Prozent.

Letzteres darf gemeinhin als barer Unsinn bezeichnet werden.

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