Rise of the Police: Niedersachsens Polizei erhält einen neuen „Survivor“-Radpanzer von Rheinmetall

Ein ebenfalls neuer Polizeipanzerwagen Niedersachsens – ein „Enok“ der bayrischen Firma ACS. Eigentlich sollte dessen Existenz geheim gehalten werden. Die Polizei sah sich zur Öffentlichkeitsarbeit gezwungen, nachdem wir ein Bild des Fahrzeugs bei einer Fahrt durch Hannover veröffentlicht hatten. (Bildmaterial aus dem Pressematerial des Nds. Innenministeriums, Bildrechte ebendort)

Erneut möchte die Polizei Niedersachsens nicht, dass die Öffentlichkeit über die Anschaffung eines weiteren gepanzerten Polizei-Fahrzeugs (Radpanzer) erfährt:

Aufgrund einer Nachfrage auf der Rheinmetall-AG-Hauptversammlung am 10.5.2022 erfuhren wir davon, dass das Niedersächsische Innenministerium einen weiteren Radpanzer der Baureihe „Survivor“ eingekauft hat.

Unsere dann an das Ministerium gestellte Presseanfrage wurde nun karg beantwortet. Die Antworten – soweite gegeben – und weitere Informationen aus öffentlich zugänglichen Ausschreibungsportalen kurz zusammengefasst:

  • Die Polizei möchte ihr neues Gefährt nicht „Radpanzer“ sondern lieber als „sondergeschütztes Fahrzeug“ bezeichnet haben. Als offizielle Bezeichnung hat man sich gar den Titel „sondergeschütztes KFZ Aurora“ ausgedacht. Aurora ist lateinisch und bedeutet „Morgenröte“. Das klingt wohl weniger martialisch. Die offziellen Kategorienbezeichnungen der Ausschreibungsplattform lauten dagegen: „Mannschaftstransportwagen, gepanzertes Kampffahrzeug„.
  • Das Fahrzeug ist für das SEK Niedersachsen und hat rund 1,34 Millionen Euro (brutto) gekostet – grob 100.000 Euro (netto) mehr, als ursprünglich geplant. (Warum/wofür auch immer.)
  • Der Zuschlag erfolgte am 1.12.2021. Die Auslieferung und Indienstnahme steht – anders als vom Chef der Rheinmetall AG behauptet – noch bevor.
  • Das gesamte Fahrzeug (!) wurde als „geheimhaltungsbedürftig“ eingestuft.
  • Auch alle weiteren Informationen über den Polizei-Radpanzer sind als „VS – Nur für den Dienstgebrauch“ klassifiziert worden.
  • Öffentlichkeitsarbeit scheint es zu dem Fahrzeug bislang keine gegeben zu haben.

Weitere folgende Informationen ließen und lassen sich der zuvor erstellten Ausschreibung entnehmen (Zitate, Hervorhebungen durch uns):

  • Das Land Niedersachsen, vertreten durch das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport, dieses vertreten durch die Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen (ZPD), beabsichtigt aufgrund der anhaltenden Bedrohungslagen die Beschaffung eines gepanzerten Fahrzeuges.
  • Gegenstand der Ausschreibung ist der Abschluss eines Liefervertrages (mit einem Unternehmen) gem. § 2 Abs. 1 VSVgV über die Beschaffung ein zulassungsfähiges, ballistisch geschütztes Offensiv-Fahrzeug für die Nutzung durch Organisationseinheiten der Polizei Niedersachsen. Basierend auf einem serienmäßigen, am europäischen Markt verfügbaren zweiachsigen LKW-Fahrgestell mit Allradantrieb, muss ein Aufbau für den ergonomischen Transport von mindestens 10 Personen/Einsatzkräften + Besatzung in entsprechender persönlicher Schutzausrüstung, realisiert werden. Im Aufbau, müssen in Fahrtrichtung gesehen, jeweils 2 Türen links und rechts, sowie eine Tür am Heck für den Personenzugang vorhanden sein. Die technisch zulässige Gesamtmasse in beladenem Zustand darf 20 000 Kg nicht überschreiten.
  • Der (Haupt-) Einsatzraum umfasst das gesamte Land Niedersachsen. Das bedeutet, dass der potentielle Einsatzraum sich nicht nur auf urbane Gebiete beschränkt, sondern auch anspruchsvolle, zum Teil nicht befestigte Gelände einschließt. Niedriggewässer müssen daher durchfahren werden können, weite Lehm-, Sand- und Geröllböden mit wenigen Erhöhungen müssen durchfahren werden können. Der südliche Teil des Landes Niedersachsens, wird dem Bergland zurechnet. Hier finden sich zum Teil markante Steigungen, die überwunden werden müssen. Das Bergland ist grundsätzlich aus Festgestein allerdings mit einer lockeren Sandschicht überzogen. Dies bedingt eine möglichst hohe Wattiefe und Steigfähigkeit des Fahrzeugs, sowie ein bereits sich mehrfach bewährtes Fahrgestell.
  • Für die besonderen Anforderungen der Polizei Niedersachsen, wird eine sehr direkte und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Auftragnehmer erwartet. Das bedeutet eine ständige Betreuung dieses Projektes durch möglichst nur einen Hauptansprechpartner des Auftragnehmers, sowie einem Kernteam für die Hauptfertigungsschritte des Fahrzeugs.
  • Zusätzlich wird eine Abrufoption im Liefervertrag für ein zweites, baugleiches Fahrzeug vereinbart werden. Diese Option ist dann innerhalb von 36 Monaten nach der Zuschlagserteilung abrufbar.

 

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